Fragen an die Fraktionen
NRW-TÖB, (Verband der LehrerInnen aus der Türkei in NRW) ist ein Lehrerinnen und Lehrer-Verein, der seit 1977 vielfältige Aktivitäten
durchführt. In diesem Verein schließen sich überwiegend Lehrerinnen und Lehrer für die Herkunftssprache Türkisch und in Nordrhein-
Westfalen zusammen. Die Tätigkeiten des Vereins dienen gesamtgesellschaftlichen Interessen und tragen gemeinnützigen Charakter.
Grundsätze des Vereins und Inhalte der Vereinsarbeit: Der Verein pflegt und fördert eine demokratisch orientierte Bildung und
Erziehung. Er setzt sich ganz besonders für eine gleichberechtigte, pluralistische und multikulturelle Bildung ein. In diesem Rahmen
bietet NRW-TÖB regelmäßig Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für ihre Mitglieder an. Somit ermöglicht der Verein für seine Mitglieder
eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit bildungspolitischen, arbeitsrechtlichen und fachspezifischen Inhalten, die im Rahmen ihrer
Arbeit in der Schule von tragender Bedeutung sind. Der Aspekt der Mehrsprachigkeit und der Integration spielt hierbei übergreifend und
durchweg eine wesentliche Rolle. Mehrsprachigkeit ist ein kultureller Reichtum in einer immer stärker zusammenwachsenden Welt.
Durch das Land Nordrhein-Westfalen an den allgemeinbildenden Schulen, wird Unterricht in den am meisten gesprochenen
Herkunftssprachen angeboten. Ein wichtiges Themenfeld des Landtags ist die Bildungspolitik und die Integration. Viele Kollegen/innen
fragen sich, ob den Politiker*innen bekannt ist, was die Probleme des Herkunftssprachlichen Unterricht und dessen Lehrkräfte sind. Sie
fragen sich, ob die politischen Parteien sich der Problematik des HSU und HSU Lehrkräfte bewusst sind und wie sie Abhilfe schaffen
wollen.
Herkunftssprachlicher Unterricht
1.
Für die Kinder und Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte sind die mitgebrachten Herkunftssprachen und die Kultur der
Herkunftsländer Teil ihrer Identität; sie sind für ihre Persönlichkeitsentwicklung von besonderer Bedeutung. Außerdem ist die
Mehrsprachigkeit ein kultureller Reichtum in einer immer stärker zusammenwachsenden Welt.
Was denkt ihre Partei über die Förderung des herkunftssprachlichen Unterrichts in NRW?
Der Herkunftssprachenunterricht ist ein wichtiger Baustein bei der Förderung der Mehrsprachenkompetenz von Schüler*innen. Es
ist unumstritten, dass der HSU eine elementare Grundlage ist, um andere Sprachen erfolgreich zu lernen. Muttersprachlicher-
Unterricht sollte in den Grundschulen für mehrsprachige Kinder in der Form von Ergänzungsunterricht und für alle in
weiterführenden Schulen als offene Fremdsprachenangebote gefördert werden.
Herkunftssprachlicher Unterricht
2.
Der herkunftssprachliche Unterricht umfasst bis zu fünf Wochenstunden. Er wird in der Primärstufe angeboten, wo die Anzahl der
Kinder einer gemeinsamen Herkunftssprache, die Bildung einer mindestens 15 Schülerinnen und Schüler umfassenden Lerngruppe
dauerhaft ermöglicht. In der Sekundarstufe I umfasst die Lerngruppe mindestens 18 Schülerinnen und Schüler. Die Mindestzahl beim
Religionsunterricht beträgt 12 Teilnehmer.
Was denken sie über die Reduzierung der Mindestgruppengröße beim HSU wie zum Beispiel bei der
Mindestgruppengröße wie bei dem Religionsunterricht?
Aus Sicht der LINKEN sollte der Unterricht in der Herkunftssprache auch für kleinere Gruppen angeboten werden – beispielsweise
schulübergreifend, sofern an einer Schule nicht ausreichend viele Schüler*innen in einer gemeinsamen Herkunftssprache
vorzufinden sind.
Herkunftssprachlicher Unterricht
3.
Lehrerinnen und Lehrer, die den herkunftssprachlichen Unterricht erteilen, die u.a. über eine ausländische Lehramtsprüfung für das
Fach des herkunftssprachlichen Unterrichts verfügen, werden in der Regel viel niedriger bezahlt als andere Lehrkräfte. Diese HSU
Lehrkräfte haben keine Möglichkeit eventuelle Defizite in der Ausbildung durch berufsbegleitende Maßnahmen auszugleichen.
Was denkt ihre Fraktion bezüglich der gerechten Bezahlung der HSU Lehrkräfte und über die berufsbegleitende
Maßnahmen, die eventuelle Defizite in der Ausbildung der HSU Lehrkräfte auszugleichen ermöglichen?
DIE LINKE setzt sich dafür ein, dass HSU Lehrkräfte eine Festanstellung im Schuldienst erhalten und entsprechend eingruppiert
werden. Darüber hinaus sollten sie – sofern Defizite in der Ausbildung bestehen – die Möglichkeit erhalten, berufsbegleitend den
Vorbereitungsdienst mit dem Ziel einer vollen Lehramtsbefähigung absolvieren zu können.
Herkunftssprachlicher Unterricht
4.
HSU Lehrkräfte unterrichten in der Regel an mehreren Schulen (bis zu 9 Schulen) schul- und schulformübergreifend. Beim Einsatz an
mehreren Schulen haben die betroffenen Lehrkräfte für die Fahrtzeiten und für den Einsatz an mehreren Schulen keine angemessene
Entlastung.
Was denken Sie wie man solche HSU Lehrkräfte entlasten könnten?
Eine Entlastung könnte darin bestehen, dass Fahrtzeiten zumindest teilweise als Arbeitszeit einbezogen werden und sich dadurch
der Stundenanteil in der Schule verringert. Dies setzt allerdings voraus, mehr HSU Lehrkräfte einzusetzen.
Herkunftssprachlicher Unterricht
5.
Der herkunftssprachliche Unterricht ist nicht im gleichen Maß versetzungs- und abschlusswirksam wie der Regelunterricht. Das
beeinflusst die Teilnahme und die Motivation der Schülerinnen und Schüler sehr negativ.
Was halten sie davon, wenn der HSU Unterricht im gleichen Maße versetzungs- und abschlusswirksam wäre wie der
Regelunterricht um die Teilnahme und die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu verbessern?
DIE LINKE setzt sich dafür ein, das „Sitzenbleiben“, also die unfreiwillige Klassenwiederholung, abzuschaffen. Viele Studien haben
gezeigt, dass Sitzenbleiben unwirksam und zudem noch teuer ist. Wir wollen, dass die Wiederholung eines Jahrgangs nur auf
freiwilliger Basis erfolgt und nur durch den/die Schüler*in beantragt werden kann. Insofern wären alle Unterrichtsfächer nicht
versetzungswirksam.
Herkunftssprachlicher Unterricht
6.
Sofern die organisatorischen, curricularen und personellen Voraussetzungen es zulassen, kann an Schulen der Sekundarstufe I die
Herkunftssprache an Stelle einer zweiten oder dritten Fremdsprache angeboten werden. Das Angebot ist momentan sehr gering.
Was denken sie über die Erweiterung des Angebots, dass die Herkunftssprache eine zweite oder dritte Fremdsprache
ersetzt.
Aus Sicht der LINKEN sollen Möglichkeiten geschaffen werden, die Herkunftssprache als erste oder zweite Fremdsprache
anerkannt zu bekommen bzw. in ihr alphabetisiert zu werden.
Herkunftssprachlicher Unterricht
7.
Neue HSU Erlass in 2016 ermöglicht den Konsulaten in NRW HSU anzubieten.
Wie finden Sie dieses Angebot und den Einfluss und die Einflussversuche von Konsulaten auf den Herkunftssprachlichen
Unterricht in NRW ?
Das, was im muttersprachlichen Unterricht durch Konsulatslehrkräfte gelehrt wird, entzieht sich der Zuständigkeit der
Schulbehörden. Die Inhalte bestimmen die Generalkonsulate weitestgehend selbst. Daher ist DIE LINKE der Auffassung, den HSU
und damit die Unterrichtsinhalte unter staatliche Aufsicht zu stellen.
Herkunftssprachlicher Unterricht
8.
Unabdingbar ist, dass der Umgang mit Rassismus, religiösem Fanatismus und Antisemitismus in die Materialien aller Schulfächer,
darunter auch in die HSU-Materialien, aufgenommen und thematisiert wird.
Wie ist ihre Meinung dazu, dass der Umgang mit Rassismus, religiösem Fanatismus und Antisemitismus auch in den HSU
Materialien aufgenommen und thematisiert wird?
Der Umgang mit Rassismus, religiösem Fanatismus, Antisemitismus und Diskriminierung sollte grundsätzlich und
fächerübergreifend im Unterricht und in der Schule thematisiert werden.